Recollectio-Haus Münsterschwarzach

Recollectio-Haus

Münsterschwarzach


Unter seinem damaligen Leiter Wunibald Müller spielte das Recollectio-Haus Münsterschwarzach eine wichtige Rolle beim Umgang mit sexuellem Missbrauch durch Kleriker und mit den Missbrauchstätern in der katholischen Kirche. Wir dokumentieren, was öffentlich zugänglich ist.



Lütz: Niemand an der Kurie so engagiert gegen Missbrauch wie Ratzinger - Psychiater würdigt Konsequenz Benedikts XVI. gegen sexualisierte Gewalt | erschienen 31.01.2023 | katholisch.de

In diesem Artikel: Lütz geht davon aus, dass Ratzinger erst in seiner Zeit als Präfekt sensibel gegenüber dem Missbrauchsthema geworden sei. Als Erzbischof von München und Freising habe er Personalentscheidungen in der damals üblichen Art laufen lassen. "Und üblich war in allen Bistümern die Delegation pädophiler Vorfälle an Psycho-Experten – die zum Teil aus heutiger Sicht unverantwortliche Prognosen stellten", so der Psychiater. Besonders skandalös am damaligen Umgang sei gewesen, dass weder die Experten noch die kirchlichen Verantwortlichen die von sexueller Gewalt Betroffenen in den Blick genommen hätten, "aus Inkompetenz, Scham oder Gleichgültigkeit", so Lütz.


Das "Verhalten der Verantwortlichen der älteren sowie jüngeren Vergangenheit" soll jetzt von der UAK (des Bistums Eichstätt, BI-O) in einem Rechtsgutachten behandelt werden. Auch die Rolle des Klosters Münsterschwarzach bei der Vertuschung soll tiefer untersucht werden.

Quelle: Schock-Bericht zu fränkischem Missbrauchspriester - Bischof wusste seit 12 Jahren Bescheid - Kirche vertuschte Fälle | erschienen 05.12.2022 | infranken.de


Bistum Eichstätt: Schock-Bericht zu Missbrauchspriester - Bischof Hanke wusste seit 12 Jahren Bescheid | erschienen 05.12.2022 | infranken.de

In diesem Artikel: Eine "ganze Reihe von Dokumenten" zeige, dass sexuelle Übergriffe "spätestens seit 1967 innerhalb der Führungskräfte des Bistums Eichstätt bekannt gewesen sein mussten", so die UAK. Als Reaktion schickte das Bistum den Täter demnach zunächst zu einem "Kur-Aufenthalt" im Allgäu. Doch nach der Rückkehr in seine Pfarreien habe er weiter missbraucht. Nachdem im Januar 1969 parallel polizeiliche Ermittlungen gegen den fränkischen Pfarrer aufgenommen wurden, sollte dieser ins Kloster Münsterschwarzach (Landkreis Kitzingen) . Einen Monat vor dem Erlass des öffentlichen Haftbefehls wurde der Eichstätter Generalvikar Pfeiffer laut Akten durch "einen Vertrauten" insgeheim vor den Ermittlungen gegen den Priester gewarnt. Dieser befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Münsterschwarzach. Von 1969 bis 1973 hielt sich der Missbrauchspfarrer dann trotz internationalem Haftbefehl in Tansania auf. Aus den Akten geht hervor, dass der Geistliche bereits ab dem ersten Jahr durchgehend Geld von der Kirche erhielt - zunächst wohl über eine Vollmacht seiner Schwester auf ein Postscheck-Konto, später über Spenden, etwa aus und nach Münsterschwarzach.

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Zu diesem Fall siehe auch:

Erneut sexuell übergriffig - Kirche verhilft Missbrauchspriester aus Franken zur Flucht - nach Rückkehr wird er zum Altenheim-Täter | erschienen 25.11.2022 | infranken.de

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Gravierender Vorwurf: Ein Bischof als Fluchthelfer | erschienen 25.11.2022 | katholisch.de

In diesem Artikel: Ein bayerischer Haftbefehl vom 3. April 1969 listet fünf weibliche mutmaßlich Geschädigte auf. Sie waren 1966 bis 1969 etwa 9 bis 17 Jahre alt, von mehreren Taten schweren sexuellen Missbrauchs ist detailliert die Rede. Anfang März befindet sich "FD-04" offenbar in der Abtei der Benediktiner in Münsterschwarzach.  Die genauen Umstände und der Zeitpunkt seiner Flucht aus Deutschland sind unklar. Seit Sommer 1969 versteckt sich der gesuchte Geistliche in Tansania in der Diözese Njombe, die zu Münsterschwarzach Verbindungen unterhält.


Erzbistum Bamberg: Missbrauchspfarrer musste zur "Besinnung" kurz ins Kloster und machte danach weiter - Jahrzehntelang an Jugendlichen vergangen | erschienen 27.09.2022 | infranken.de

In diesem Artikel: Bereits 1963 hatte es demnach Missbrauchsvorwürfe gegen den langjährigen Pfarrer von Wallenfels, Dieter S., gegeben. Er sollte sich "zur Besinnung und Umkehr zuerst ins Kloster Niederalteich und dann in die Abtei Münsterschwarzach begeben". Der Pfarrer gestand die Missbrauchstaten laut Erzbistum sogar schriftlich. Seine "Klosterstrafe" war nicht von langer Dauer: 1964 habe S. darum gebeten, als Seelsorger nach Bolivien zu wechseln - er bekam seinen Wunsch erfüllt. Fünf Jahre später, 1969, durfte er ins Erzbistum Bamberg zurückkehren, wo man ihn direkt wieder in der Seelsorge einsetzte.


Psychologe Müller befürwortet "Kirchengefängnis" für Missbrauchstäter - Opfer stünden an erster Stelle, aber die Kirche habe auch eine Verantwortung für Täter | erschienen 04.08.2021 | katholisch.de

In diesem Artikel: Die Vorstellung eines Gefängnisses liege in diesem Zusammenhang nahe, treffe aber nicht ganz die Realität, sagte Müller, der die Einrichtung bereits vor einigen Jahren zu Studienzwecken besuchte. Tatsächlich dürften die Bewohner das in einer abgeschiedenen Gegend liegende Gelände in der Regel nicht verlassen, es gebe dort aber keine Zäune oder Gitter. Vielmehr gleiche das Zentrum eher einem Kloster mit einem gemeinschaftlichen Speisesaal, einer Bibliothek und einer Kapelle. "Die Feier der Eucharistie steht dabei, wie das ja auch für ein Kloster gilt, im Mittelpunkt. Das ist der Ort, das Ereignis, bei dem ihre Identität am stärksten zum Ausdruck gebracht werden kann", so Müller. Diese geistliche Routine aufrechterhalten zu können, sei für die Selbstheilung der Missbrauchstäter von größter Wichtigkeit, könne aber außerhalb solcher Einrichtungen auf keinen Fall gewährleistet werden.


"Wir haben voll ins Schwarze getroffen" - Wunibald Müller verlässt das Recollectio-Haus nach 25 Jahren | erschienen 19.04.2016 | domradio.de

In diesem Artikel: Auch die Themen haben sich laut Müller verändert. Anfangs spielten noch Zölibat und Sexualität eine große Rolle. Das sei heute nicht mehr das Problem. Er habe das Gefühl, viele hätten sich mit der Situation arrangiert: "Vom Entweder-oder zu einem Sowohl-als-auch." [...]  Es gehe aber darum, die Not der Menschen zu beseitigen. Gerade beim Thema Missbrauch sei das nicht immer einfach gewesen.


Seelsorge für Seelsorger | erschienen 18.05.2010 | faz.net

In diesem Artikel: Wunibald Müller hat einen Ort geschaffen, an den sich Priester zurückziehen können, die in einer tiefen Krise stecken. Zu ihm nach Münsterschwarzach kommen auch Männer, die Kinder missbraucht haben. [...] Ihm war "zum Kotzen" zu Mute. Trotzdem sei es seine Pflicht gewesen, dem Mann - "eindeutig ein Pädophiler" - weiter zuzuhören und sogar "Barmherzigkeit" zu zeigen. "Auch die Täter haben Anspruch auf einen anständigen Umgang."

 

Gefahr der Vereinsamung - Wunibald Müller über die psychische Gesundheit von Priestern | erschienen 2010, Ausgabe 15 | tag-des-herrn.de

In diesem Artikel: Müller plädiert für einen differenzierten Umgang mit Priestern, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben und nach Therapien wieder in ihrem Dienst arbeiten wollen. Dies sei zwar schwieriger und komplizierter zu handhaben als eine Null- Toleranz-Lösung. Ein Priester, der Minderjährige missbraucht hat und bei dem eine entsprechende pädophile oder ephebophile Fixierung vorliegt, sollte weder in der Jugendarbeit noch in anderen Formen der Seelsorge im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen tätig sein. Er "leidet an einer Krankheit, die in der Regel nicht heilbar ist". Für ihn müsse nach einer entsprechenden persönlichen Weiterentwicklung "eine Form gefunden werden, in der er seine priesterliche Identität leben und zum Ausdruck bringen kann". Priestern, bei denen durch Gutachten ausgewiesener Fachleute bestätigt keine pädophile oder ephebophile Veranlagung vorliegt, und es sich bei ihrer Tat um ein einmaliges regressives Verhalten handelt, kann "im Einzelfall nach erfolgreicher Psychotherapie eine klar umgrenzte Tätigkeit im Bereich der Seelsorge möglich sein".


Wege zur Reife - Wunibald Müller über Missbrauch | erschienen 07.04.2010 | sueddeutsche.de

In diesem Artikel: Müller bezeichnet die Probleme deutlich, er verharmlost und verschmiert nichts. Aber wo es um die Lösung der Probleme geht, da fehlen auch ihm die klaren Begriffe.


Sünder im Priestergewand | erschienen 20.07.2004 | dw.com

In diesem Artikel: [W]arum kommt sexueller Missbrauch in Kirchen so oft vor? "Bei dem einen ist es schlicht eine Krankheit", erklärt der Theologe Wunibald Müller. Er leitet das Recollectio-Haus in Münsterschwarzach, das katholischen Priestern in Lebenskrisen hilft. Andere hätten auch den Zölibat missverstanden und sich nicht mit der eigenen Sexualität auseinander gesetzt. "Sie sind in ihrer psycho-sexuellen Entwicklung zurückgeblieben", sagt Müller: "Dann sucht ein 30-Jähriger Kontakte immer noch bei 14-Jährigen."

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